Abstract The essay takes a look at the literary lives of the Austrian exiles Leopold von Andrian, Paul Frischauer, and Otto Maria Carpeaux. They had similar political socializations in interwar Austria, were forced to leave Austria because of their ethnicity and political commitment, and lived in or near Rio de Janeiro. What distinguished Carpeaux, Frischauer, and Andrian from thousands of other refugees was their status and political contacts. They were more privileged materially, they were spared the hard struggle for survival of many others; nevertheless, they were displaced persons and homeless. Frischauer and Andrian returned to their home countries via circuitous routes after the end of World War II; Carpeaux stayed, became Brazilian, and left a strong legacy. This essay examines critically and analytically their attitudes, roles, and works in Brazilian exile. It presents and connects three biographical narratives. While the monarchist Leopold von Andrian clung to the restoration of the Habsburg monarchy, the younger, opportunistic fugitive Paul Frischauer gained access to power as a biographer of the dictator Vargas. Otto Maria Carpeaux, on the other hand, who like Andrian had been a theorist of the authoritarian Austrian corporative state, transformed himself into a Brazilian, a local literary pundit and a transatlantic bridge builder.
Zusammenfassung Der Aufsatz nimmt die literarisch-publizistischen Lebenswelten der österreichischen Exilanten Leopold von Andrian, Paul Frischauer und Otto Maria Carpeaux in den Blick. Sie hatten ähnliche politische Sozialisationen im Österreich der Zwischenkriegszeit, mussten aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihres politischen Engagements Österreich verlassen und lebten in oder nahe Rio de Janeiro. Was Carpeaux, Frischauer und Andrian von Tausenden anderer Flüchtlinge unterschied, waren ihr Status und ihre politischen Kontakte. Sie waren materiell privilegierter, der harte Überlebenskampf vieler anderer blieb ihnen erspart; trotzdem waren sie Vertriebene und Heimatlose. Frischauer und Andrian kehrten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über Umwege in ihre Heimatländer zurück, Carpeaux blieb, wurde zum Brasilianer und hinterließ ein starkes Vermächtnis. Dieser Aufsatz beleuchtet ihre Haltung, ihre Rollen und Arbeiten im brasilianischen Exil kritisch und analytisch. Er bietet und verknüpft drei biographische Erzählungen. Während der Monarchist Leopold von Andrian an der Restauration der Habsburgermonarchie festhielt, öffnete sich der jüngere, opportunistische Flüchtling Paul Frischauer als Biograph des Diktators Vargas Türen zur Macht. Otto Maria Carpeaux hingegen, der wie Andrian ein Theoretiker des autoritären österreichischen Ständestaats gewesen war, transformierte sich zum Brasilianer, zum heimischen Literaturpapst und transatlantischen Brückenbauer.